Kinder des Teufels
Intertextualität und geistliche Schriftauslegung
Vorträge an der Studientagung 2024 des Vereins AfbeT.
Der Beitrag betrachtet, wie Sprache, besonders metaphorische Sprache, gemäss einigen moderneren Ansätzen funktioniert und mit biblischen Texten und biblischen Annahmen über die Welt zusammenhängt. Die führt auch in das komplexe Gebiet von Vieldeutigkeit von Phrasen (besonders in Texten), u.a. vor der Herausforderung, dass es «valide» und «nicht-valide» Auslegungsformen zu Vieldeutigkeiten gibt (u.a. Polymorphie und Anachronismus). Basierend auf den vorangegangen Punkten und im Blick auf die beiden Folgereferate zu der Kain und Abel-Geschichte wird reflektiert, wie Texte innerhalb der Bibel miteinander «verwoben» sind und wie diese dadurch nicht «weniger», sondern «mehr» ausdrücken (Intertextualität und geistl. Auslegung).
Laut 1. Johannes 3,10-12 war Kain ein Kind des Teufels. Während Abels Werke gerecht waren, waren Kains Werke ungerecht. Beides steht aber nicht in der Erzählung von Kain und Abel in Genesis 4. Hat Johannes diese Dinge einfach in den Text hinein interpretiert, oder gibt es in Genesis 4 selbst Anhaltspunkte, dass mehr abläuft, als explizit im Text steht? In einer exegetischen Auslegung von Genesis 4 wird anhand der Deutung der Geschichte von Kain und Abel im 1. Johannesbrief diskutiert, was geistliche Schriftauslegung bedeutet und wie sie hermeneutisch verantwortet werden kann.
Der einzige direkte Bezug zum Alten Testament im 1. Johannesbrief mit dem Stichwort «Kain» in 1. Joh 3,12 will nicht nur das Thema Bruderliebe illustrieren, sondern prägt den ganzen Abschnitt. Das lässt sich mit Hilfe der intertextuellen Werkzeuge der Textgrammatik (das Mitzuverstehende), der Framesemantik, der Isotopie und Erkenntnissen zu metaphorischen Bildfeldern konkreter zeigen. So werden zudem exegetische Beobachtungen sichtbar, die zu einem vertieften Verstehen beitragen und eine textübergreifende, gesamtbiblische «geistliche» Schriftauslegung eröffnen. Der Beitrag will zeigen, dass geistliche Bibelauslegung kein Geheimwissen voraussetzt, sondern «unsichtbare» Verstehensebenen methodisch reflektiert erschliesst.